(2154, Mai nach terranischer Zeitrechnung)
CRF Kristallin – Cordianisches Linienschiff
+14 Stunden Ereignishorizont Gagarin
Axilya hatte alle ihre Sachen gepackt, der Rucksack lag auf ihrer Koje. Der Captain hatte ihr mitgeteilt, dass sie in gut zehn Minuten längsseits zum terranischen Schiff Gagarin gehen würden. Eine leichte Vibration ging durch das Schiff, die Kristallin war unter Warp gegangen. Die Coridanitin erhob sich, griff nach der Tasche, machte sich auf den Weg zur Schleuse. Eine Verabschiedung würde es nicht geben, sie war nur als Gast an Bord gewesen, nicht Teil der 'Familie', das machte es leichter und schwerer zugleich. Irgendwie fühlte sie sich elend.
NY-12 Gagarin
"***CRF Kristallin ruft das terrranische Schiff Gagarin. Njerv wartete auf die Bestätigung. "RF Kristallin Lt. Chapewood von der Gagarin wir hören, bitte sprechen sie." "***Danke, Lt. Shapevuud. Wir bitten um Koordinaten für das Rendezvousmanöver." Chapewood blickte kurz zum XO, der kurz nickte "***Daten werden übertragen CFR Kristallin." Er schloss den Kanal und wandte sich Nilsson. "Na dann haben wir unser erstes eigenes Alien, in der Tat." Er grinste breit. Der XO schüttelte leicht den Kopf. "Coridaner sind menschenähnlich, soweit ich weiß." Nilsson erhob sich. "Ich informiere den Captain und bin danach zur Schleuse, um unser neues Crewmitglied in Empfang zu nehmen." "Äh, soll ich nicht vielleicht mit, zur besseren Verständigung?" "Roderic, ein wenig werden Sie Ihre Neugier noch zügeln müssen." "Schade, aber okay, hätte sie zu gern als erster gesehen, wie sie aussieht, bei den übermittelten Daten war keine visuelle Datei dabei." "Ja, sicher, aber Neugier muss man auch zügeln können.“ „Kann ich, sicher, wirklich. Gut ich geb‘ zu, ich denk da an alte Filme." "Alte Film?" "Bond Filme, in dem Fall an 'Live and let die' da kommt TeeHee vor, ein Bösewicht mit einer Prothese." Der blonde Däne verdrehte die Augen. "… und wenn sie nur ein Auge hätte, würden Sie an Halver denken, Roderic, nicht wahr?" "Äh warum?" "Weniger ist manchmal mehr Roderic, sie schauen zu viele Filme, mit ihnen geht ja die Fantasie durch. Bis später." "Aye, aye Commander und falls sie Hilfe brachen… denken sie an mich."
CRF Kristallin / NY-12 Gagarin - Schleuse
+13:40 Stunden Ereignishorizont Gagarin
Das Klacken der Entriegelung war deutlich zu hören. Axilya überprüfte noch einmal kurz den Sitz der Maske ehe die Tür aufglitt. Auf der anderen Seite stand ein Mensch. Die Uniform wies ihn als einen Angehörigen der Erdsternenflotte aus. Ihre Tasche in der Linken ging sie die wenigen Schritte hinüber. 'Heilige Trolle!' Schoss es Nilsson durch den Kopf, als das Reptil auf ihn zukommen sah. 'Waren irgendwelche Informationen vertauscht worden? Ein Reptilioide an Bord, bei ihnen?' So ganz wohl fühlte er sich nicht in seiner Haut. Als die Coridanitin dann mehr und mehr ins Licht trat, wurde ihm klar, dass es sich um eine Maske handelte. Er entspannte sich merklich.
Am Übergang der beiden Schiffe blieb Axilya stehen. "Lekev meldet sich zum Dienst, Commander, Sir. Ich bitte um Erlaubnis an Bord kommen zu dürfen." Nilsson war erstaunt, Wortwahl, Sprachklang waren perfekt. "Erlaubnis erteilt, Mrs. Lekev. Willkommen an Bord der NY-12 Gagarin. Ich bin Commander Nilsson, XO der Gagarin." Nilsson streckte seine Hand aus. Die Coridanitin zögerte kurz, ergriff dann seine Hand und schüttelte sie übervorsichtig. Ein Blick auf ihre Hand hatte dem Dänen ausgereicht zu verstehen, warum sie gezögert hatte. Er machte eine einladende Geste und Axilya trat über die gedachte Linie. Direkt hinter ihr schloss sich das Schott. "Vielen Dank für ihr freundliches Willkommen, Commander. Nilsson, Sir." "Gerne. Ich hoffe Sie hatten einen angenehmen Flug, ich zeige ihnen kurz wo ihr Quartier ist, wenn sie sich kurz frisch machen wollen." "Danke, die Reise war erwartungsgemäß angenehm." Sie überlegte, was er mit 'frisch machen' meinte. "So, da sind wir schon. Ihr Quartier. Die Einrichtung ist selbsterklärend. Es ist keine Suite, aber ein eigenes Reich. Wir treffen uns danach auf dem B-Deck im Observationsraum, sagen wir in dreißig Minuten? "Aye, in einer halben Stunde dann. Ich danke Ihnen."
Das also war ihr Quartier. Es war noch einiges kleiner als das auf der ''Kristallin' was nur natürlich war, das terranische Schiff war nicht einmal halb so groß und dazu kam, dass die Terraner noch in den Kinderschuhen waren, was die Raumfahrt betraf. Das Schiff, die 'Gagarin', war mit ihrer maximalien Geschwindigkeit von Warp 2,5 bestenfalls ein fußlahmer Karaz wenn man es mit der 'Kristallin' verglich, welche mit Warp 7,5 durch das All pflügte. Ihre wenigen Habseligkeiten waren schnell verstaut. Als nächstes aktivierte sie den Sichtschirm der im Zimmer befindlichen Ein- / Ausgabeeinheit und rief einen Plan des Schiffes auf, um sich zu orientieren.
NY-12 Gagarin - D-Deck – Observationsraum
+12:20 Stunden Ereignishorizont Gagarin
Sie betrat den Raum und nahm gleich Haltung an als sie Nilsson sah. "Commander." Sie neigte leicht ihr Haupt. "Mrs. Lekev, bitte nehmen Sie Platz. Einen Kaffee?" Dabei deutete er auf ein komisch aussehendes Utensil, in dem sich wohl das Produkt befand. "Danke, gerne." Axilya kannte den Begriff Kaffee an sich schon, hatte allerdings auch die Warnungen verinnerlicht, dass bi Terranern Kaffee nicht gleich Kaffee war. In einigen der Kulturen hatte man viele verschiedene Namen und servierte diese dann in Tassen unterschiedlichster Größe. Nilsson schob ihr die Tasse rüber. "Danke." Sie griff nach einem der durchsichtigen Behältnisse und schütte davon ein ‚gerütteltes Maß‘ vom weißen Granulat hinein. Für einen Moment glaubte Nilsson, dass sie nun ihre Maske würde abnehmen müssen, doch weit gefehlt. Aus ihrer Uniform ‚zauberte‘ sie ein Etui, aus dem sie eine Art Trinkhalm entnahm und in die Tasse steckte. Als sie am Getränk nippte, war sie erstaunt, dass der Geschmack so lieblich war, in den Beschreibungen hatte man Kaffee stets als bitter skizziert. "Vorzüglich." Für einen Moment entglitten dem Dänen die Gesichtszüge vor Erstaunen. "Äh… ja, Kaffee eines unserer Lieblingsgetränke. Mrs. Lekev lassen Sie uns kurz zu einigen wichtigen Punkten kommen. Sie tragen die Uniform der coridanischen Raumflotte, dagegen ist nichts einzuwenden, hier an Bord. Wir kommen nun zu einem kniffligeren Punkt. Sie haben den Rang einer Bandou…" "Ja, ist korrekt, das entspricht dem Rang eines Ensign in ihren Streitkräften. Mir ist bewusst, dass ich, anders als angehörige der vulkanischen Spezies keinen Rang an Bord habe." Nilsson war erleichtert, das war ein neuralgischer Punkt für viele, die Spitze in Bezug auf die Ungleichbehandlung kommentierte er nicht, sie hatte Recht. Jedenfalls machte es ihm leichter, Lekev schien recht offen und zugänglich zu sein.
"Fein, dann lassen Sie mich zum nächsten Punkt kommen. Wir Menschen haben, nein, wir leben in einer offenen Gesellschaft. Sie sind nun in gewisser Weise Teil dieser Gesellschaft hier an Bord. Masken passen da nicht ins Bild. Bitte legen Sie ihre Maske ab.“ Einen Moment herrschte Stille, eine schwere, drückende Stille. "Commander Nilsson, Sir, mir wurde versichert, dass die Gebräuche meines Volkes respektiert werden. Die Maske dient dem Schutz meiner Person, trennt das Amt von der Person, ähnlich wie bei ihnen." "Wir haben keinen solchen Brauch…" "Nicht? Warum tragen ihre Richter dann Talare? Ich bitte Sie eindringlich, dies zu respektieren. Sie sind nicht meine Familie." Er schüttelte den Kopf. "Wie wollen Sie essen? Was ist mit der Erstuntersuchung?" Ungewollt hatte er seine Stimme erhoben. "Das stellt kein Problem dar, ich esse in meinem Quartier, das widerspricht nicht ihren Vorschriften, wenn ich mich nicht irre. Was die Untersuchung angeht, so verfügen sie über Techniken, die das Absetzen der Maske unnötig machen." Er seufzte. "Das ist unbefriedigend, Mrs. Lekev. Ich werde das mit Captain Taesun besprechen wie wir damit verfahren." "Bitte tun Sie das Commander und richten Sie ihm meine aufrichtigen Grüße aus. Bitte verstehen Sie, unsere Spezies kennen sich nicht wirklich, wir haben erst seit 2151 ihrer Zeitrechnung Kontakt. Geben Sie dem Kristall Zeit zu wachsen." "Sicher. Unser erster Kommunikationsoffizier Leutnant Chapewood, wird sie um siebzehnhundert Schiffszeit, Ihr Dienstbeginn, zu einem Rundgang abholen und Sie danach in ihre Aufgaben einweisen, Mrs. Lekev. Nach Dienstende melden Sie sich bei Dr. Weir. Das wäre es für den Moment. Wegtreten." Nilsson war nicht erfreut über den Verlauf des zweiten Teils des Gespräches, was man ihm ansehen konnte. Lekev erhob sich, neigte ihr Haupt. "Aye."
Einen Moment schaute er ihr nach. 'Verbarg sie etwas? Was verbarg sie? Warum diese ätzende Maske? Sie war doch eigentlich offen für Neues warum sonst die Teilnahme am IAP? Selbst das sie keinen Rang hatte, hatte sie nicht gestört. "Ja, so ist das wie sagt noch das alte Sprichwort: Wenn die Freude im Haus ist, lauerte die Sorge im Flur."