Somi Than
Pioneer --> Tenaran --> Trill, Leran Manev
Langsam umkreiste das große Raumschiff Tenaran den Planeten Erde. Somi wartete mit Oanez an der Andockschleuse der Pioneer. Sie bedauerte, dass sie keine Zeit gehabt hatte den anderen Bescheid zu geben und sich zu verabschieden. Doch wie sie die Menschen an Bord und auch ihre Kollegin T'Mari einschätzte würden sie es verstehen, sobald sie wussten warum sie so schnell aufgebrochen war.
Statt einen Transporter zu nutzen wurde ein Beiboot zur Pioneer geschickt, was ein wenig merkwürdig wirkte, da die Transportertechnologie der Trill sicher der der Vulkanier ebenbürtig war.
In einem ruhigen Moment während sie noch immer warteten erklärte Somi Oanez, dass viele vereinigte Trill Probleme mit Transportern hätten und man deshalb nach Möglichkeit generell darauf verzichtete sie zu verwenden, wenn es auch anders ging. "Mir selbst wird immer schrecklich Übel nach einem Beamvorgang. Wie es mit weniger weit entwickelten Transportern der Sternenflotte wäre kann ich gar nicht sagen. Ich hoffe, dass wir es nicht so bald herausfinden müssen."
Ein paar Minuten später dockte das Beiboot an und es brauchte ihr gesamtes Können als Offizier und trauernde Tochter um eine 'Außenstehende' überhaupt an Bord eines Kriegsschiffes zu lassen. Doch da der Flug nicht besonders lang werden würde und Somi sich für Oanez verbürgte, erteilte der Commander ihnen die Erlaubnis. Ohne den direkten Befehl des Commanders hätte der junge Junior Officer ansonsten hier in einer Zwickmühle gesessen, denn trotz höherem Rang war Somi nicht seine direkte Vorgesetzte, doch sie hätte versuchen können ihm zu befehlen Oanez mitzunehmen.
Doch so verlief diese Episode der Reise ohne Probleme und nachdem die beiden Frauen eingetreten waren und das Gepäck verstaut war, legte das Beiboot bereits wieder ab. Das kleine Raumschiff unterschied sich von innen kaum von den Shuttlepods der Sternenflotte, doch die Farben waren allgemein dunkler gehalten. Aus dem Bugfenster konnte man die gewaltig wirkende Tenaran sehen. Das kleine Schiff flog den langen Rumpf mit seinen Torpedorohren und den Abfanggeschützen entlang, um dann unter ihm hinwegzutauchen und in den Beiboothangar zu fliegen. Nur Minuten später war dieser hinter dicken Panzerplatten verborgen und die beiden Besucher wurden in ihr Quartier gebracht.
Untergebracht waren die beiden während ihrer Tage an Bord in einer kleinen Kabine welche vier Kojen enthielt, von denen zwei jedoch leer blieben um der Diplomatentochter und ihrem Gast ein wenig Privatsphäre zu ermöglichen. Das Schiff war wirklich rustikal und beschränkte sich beim Komfort auf das Wesentliche. Es war nicht zu vergleichen mit den Wissenschaftsschiffen oder modernen Raumschiffen der Trillflotte, dies sagte sie auch ihrer Begleiterin, damit diese keinen falschen Eindruck bekommen würde - auch wenn es dafür vielleicht schon zu spät war. Der erste Eindruck ist der Wichtigste und den hatte dieses Schiff und seine grummelige Mannschaft versaut.
Der Flug dauerte erstaunlich kurz, wenn man nicht gerade vulkanische Standards der Weltraumreisen gewöhnt war. Somi trug wie üblich die Uniform der Trillstreitkräfte. Die helleren Farben standen im Kontrast der Sternenflottenuniformen von denen sie sonst umgeben war, doch hier fiel sie nicht auf. Ganz anders ging es Oanez, der von den Soldaten an Bord nur die nötigste Toleranz entgegengebracht wurde. Somi schämte sich ein wenig für ihre Leute, sonst kannte sie die Trill gastfreundlicher, doch hier an Bord schienen lediglich militärische Tugenden hochgehalten zu werden. während des gesamten Fluges hatten beide nur minimal Kontakt zu der Besatzung. Somi hing ihren Gedanken nach und erzählte Oanez die eine oder andere Geschichte aus ihrer Kindheit und erinnerte sich an glückliche Momente mit ihrer Familie.
Das Schiff flog mit hoher Warpgeschwindigkeit in den Kalandra Sektor und näherte sich schließlich dem Planeten Trill. Die Heimat von zwei hochentwickelten Spezies, die doch zusammen gehörten als Symbiont und Wirt. Somi bedauerte es sehr, dass ihre Mutter nicht vereinigt gewesen war. In den letzten Tagen an Bord hatte sie oft über ihre Eltern und die Heimat nachgedacht. Sie fühlte sich eng mit ihnen verbunden, doch fühlte sie, dass ihre Zukunft abseits der üblichen Pfade wartete.
Der kleine Fleck auf dem Bildschirm in ihrer Kabine wurde schnell zu einer großen Kugel, Fenster gab es nicht, solche Schwachstellen konnten sich die älteren Kriegsschiffe in ihrer Panzerung nicht erlauben. Die beiden Sonnen des Doppelsternsystems tauchten Trill in ein Leuchten, welches ihn wie eine polierte Perle in der Dunkelheit strahlen ließ. Die Meere schienen violett unter den Sonnen zu glitzern. Ein wunderschöner Anblick, doch getrübt durch den Grund dieser Reise.
***2nd Lieutenant Than, melden sie sich mit ihrer Begleitung in Beiboothangar 1.*** Ertönte eine Durchsage durch das interne Kommunikationssystem. Somi sah zu Oanez. "Dann wollen wir mal." Sie straffte sich und atmete noch mal tief durch.
Das Kriegsschiff entließ noch während des Andockvorgangs an eine militärische Werftanlage das Beiboot aus dem Hangar. Es flog sie wieder der Junior Officer vom Hinflug und er wirkte nun deutlich entspannter als vor ein paar Tagen.
Das kleine Raumschiff flog schnell und der Planet wuchs weiter. Obwohl der Weltraum riesig ist, schien es rund um den Planeten viel Verkehr zu geben. Der Pilot hatte einiges damit zu tun die sich immer wieder ändernden Anflugkorridore einzuprogrammieren. Bis auf eine große Raumstation sahen sie jedoch kaum etwas von diesem Verkehr. Als das Beiboot in die Atmosphäre eindrang konnte keiner an Bord den Blick von dem riesigen violetten Meer abwenden welches sich unter ihnen ausbreitete. Es wirkte auf Fremde exotisch und auf die Trill wie ein Nach-Hause-Kommen.
10 Minuten später flogen sie bereits über Festland und ließen diverse große Städte hinter sich. Der aufmerksame Beobachter konnte hier sehen, dass die Flüsse und Seen anders als die Meere eine eher bläuliche Färbung wie zum Beispiel auf der Erde aufwiesen.
Weitere 10 Minuten später stiegen die beiden Frauen aus dem Raumschiff. Sie waren im militärischen Raumhafen von Leran Manev gelandet. Somi hatte erklärt, dass die Metropole der Regierungssitz war und sie hier auf ihren Vater treffen würden.
Ein älterer Trill erwartete die beiden Neuankömmlinge bereits. Er schien tiefe Sorgenfalten in seinem Gesicht zu haben, die Somi in ihren letzten Gesprächen nicht bemerkt hatte. Doch auch sie sah sicher alles andere als optimal aus. Der Mann trug einen braunen Anzug, in einem ähnlichen Ton wie seine mit grau durchzogenen Haare. Auf seiner rechten Brust war das Symbol des Diplomatischen Korps angebracht. Ein Adjutant mit einer Aktentasche stand auf der linken und ein Personenschützer mit Energiewaffe am Gürtel und deaktiviertem Energieschild auf dem Rücken auf dessen rechter Seite.
Somi ließ ihr Gepäck fallen lief auf den Mann zu, was den Personenschützer zu nervösen Zuckungen verleitete. Sie fiel ihm in die Arme und begann wieder zu weinen, während er ihr über den Kopf strich. "Oh Kind, es tut mir so leid.", sagte er nur und gab ihr einen Kuss auf den Kopf. Als sich Somi wieder etwas gefangen hatte wischte sie sich die Tränen ab und schaute zur noch immer wartenden Oanez.
"Papa, das hier ist Lieutenant Oanez Kerfadec, Bordärztin der Pioneer und... meine Freundin. Oanez, das hier ist Konsul Galim Kosul, mein Vater.", stellte sie die beiden einander vor, sie wünschte sich, dass sie ihren Eltern… ihrem Vater Oanez unter besseren Umständen hätte vorstellen können.