Ort: Betazed - Rixx - Haus der Jarot
Datum: 01.02.2410, 01:00 Uhr
Es wirkte ruhig im Hause Jarot. Wenn man bedachte, dass noch vor wenigen Tagen der private Kriegszustand ausgerufen wurde, konnte man nicht glauben, dass es nun eine Stille war, wie auf einen Friedhof, wie die Menschen das früher immer ganz gerne sagten. Jaesa genoss diesen Frieden, doch etwas hatte sie abgehalten ganz zu Ruhe zu kommen. Sie näherte sich langsam der Bibliothek. .oO(Lesen sollte helfen), dachte sie sich, während sie beinahe zaghaft die Türe öffnete, um hinein zu schleichen. Da alle bereits schliefen, konnte sie ja, ohne anzuklopfen hinein, zumindest dachte sie, dass außer ihr niemand mehr wach gewesen war…
Als ihr Blick zum Schreibtisch fiel, schien es beinahe so, als ob sie in eine kurze Trance zu Fallen drohte. Sie sah auf den Schreibtisch und bemerkte, dass nun ein Bild von ihr und Ian dort stand, wo zuvor nur eins von Ian allein gestanden hatte „Es ist merkwürdig. Früher wäre ich nie auf die Idee gekommen diesen Raum, ohne anzuklopfen zu betreten“, sagte sie leise, wobei es nur ein lauter Gedanke war, der ihr aus den Mund heraus huschte.
„Weil es dir Angst machte?“, hörte sie eine Stimme, die sie sehr gut kannte. Sie drehte sich um und blickte in das Gesicht ihrer Mutter. Sie wirkte noch immer etwas neben sich und brauchte einen Moment, ehe sie antworten konnte. „Etwas“, meinte sie ehrlich und bemerkte, dass sie noch arbeitete. „Ich wollte dich nicht stören“, war das nächste, was Jaesa sagte, ehe sie sah, wie Lexa das Padd zur Seite legte. „Tust du nicht. Willst du dich nicht zu mir setzen?“, fragte sie und war bereits dabei ein weiteres Glas Uttabeerensaft einzuschenken.
Erneut musste Jaesa erkennen, wie anders sich nun alles anfühlte. Ohne ein Wort näherte sie sich schließlich und setzte sich neben ihr. Lexa schien sie zu beobachten, wobei der Blick so anders war als in den letzten Tagen. „und ich störe dich wirklich nicht?“, fragte sie erneut. „Wirklich nicht... Was geht dir durch den Kopf?“, fragte sie. Sie musste keine Telepathin sein, um zu erkennen, dass Jaesa nicht zu Ruhe kommen wollte und reichte ihr ein Glas.
„Es ist das was du heute sagtest. Glaubst du wirklich, dass sie es versucht?“, fragte sie und fuhr unbewusst an die Stelle, wo sie noch vor wenigen Stunden zuvor den Schnitt hatte. Lexa zog sie zu sich. Eine Geste die sie so nicht kannte. „Sie wird es versuchen“, begann sie doch erkannte sie nun, was ihrer Tochter wirklich belastete. „Jaesa es ist okay, wenn man Angst hat. Ich erzähle dir etwas von mir, was ich noch niemanden erzählte“, begann sie und hielt sie weiter in ihre Arme.
„Ich war nicht immer diese Frau, die du heute siehst. Es liegt inzwischen fast 20 Jahre zurück. Ich wurde gerade Erster Offizier und stand auf den Höhepunkt meiner Karriere. Ich war erst Lieutenant und frisch verheiratet, da durfte ich mein erstes Team führen… Ich hatte versagt und ehe wir uns versahen, landeten wir alle auf den Scheiterhaufen dieser primitiven Leute“, erklärte sie und trank einen Schluck, ehe sie weitersprach. „K‘Lupa holte uns schließlich daraus, aber ich konnte diese Bilder nicht vergessen und bei Rixx ich konnte noch eine lange Zeit das Feuer auf meine Haut spüren und ich glaube ich hatte in meinen ganzen Leben nie so eine Angst und Verzweiflung gespürt… bis vor wenigen Tagen“, sagte sie und sah nun in die Augen ihrer Tochter. Sie konnte sehen, wie Jaesa überrascht wirkte und doch stellte sie die Frage. „Vor wenigen Tagen? Du meinst als ich einfach weg lief?“
Lexa schüttelte den Kopf. „Nicht weil du weg liefst, sondern eher die Sorge, dass ich zu lange wartete“, gab sie zu und strich ihrer Tochter eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Weißt du, ich zögere manchmal zu lange und es tut mir leid, dass ich es nicht schon vor 10 Jahren gemacht hatte. Dich so zu sehen und deinen Schmerz zu fühlen tat so weh. Die letzten 30 Jahre liefen, wie ein Film vor meinen Augen ab und da wusste ich es… Als ich dann mit Catarina sprach und Hannibal hinein stürmte, kochte alles über und ich erkannte das ich nicht mehr wegsehen konnte. Ich musste mein Kind schützen“, sagte sie leise und drückte sie noch etwas mehr. Lexa fühlte wie Jaesa sich langsam beruhigte. „Ich bin nicht perfekt Jaesa, ich war keine besonders gute Ehefrau und ich habe durch meinen Beruf die besten Jahre von Ian verpasst, doch ich werde bei dir alles anders machen“, versprach sie ihr und die jüngere Betazoidin erkannte, warum sie den Posten angenommen hatte, den der Fleet Admiral ihr angeboten hatte. „Als ich starb und von den Toten zurück kam, stieß ich deinen Bruder weg. Eine Entscheidung, die ich in den letzten Jahren bereute und als du zusammengebrochen bist, wurde ich… wütend. Willst du wissen, was ich zu deinen Verlobten sagte?“, fragte sie nun.
Jaesa erkannte allmählich, dass sie nicht um Lexa's liebe kämpfen musste. „Ja“, sagte sie leise. „Das niemand mein Kind angreift… ich glaube selbst Ian hatte Angst, da ich meine Telepathie voll ausgefahren hatte… ich hatte mich nicht mehr im Griff und wollte nur noch eins… Ich wollte dich schützen und insgeheim wollte ich wohl nicht schon wieder als Mutter versagen.“ Sie löste nun ihren Griff und sah sie an. „Ich erzähle dir davon, damit du auch erkennst, dass du nicht um mich kämpfen musst. Ich gab freiwillig meine letzten Wächter-Fähigkeiten auf und ich bereue es keine Sekunde. Du hast nicht versagt, auch nicht als so viele starben. Als Kommandant muss man diese Entscheidung treffen. Und ich garantiere dir auch Hannibal wird irgendwann an diesen Punkt kommen und dann wird es deine Aufgabe sein, für ihn da zu sein. Mach nicht dieselben Fehler wie ich sie gemacht habe“, sagte sie nun deutlich. Sie wollte das Jaesa verstehen würde, dass sie immer für sie da war und dass sie aus ihren Fehlern lernen sollte, die Lexa im laufe der vielen Jahre machte. Sicher sie war einer der besten Kommandanten gewesen, aber dafür zahlte sie auch einen hohen Preis.
Jaesa trank einen Schluck und sah wieder zu ihrer Mutter. „Ist das der Grund, warum er so auf Abstand geht? Ich habe es nie verstanden, denn aus meiner Sicht hatte er alles, was ich immer wollte“, erwiderte sie, woraufhin Lexa kurz nachdachte. „Ian hat mir glaub ich nie verziehen, dass die Ehe zu K’Lupa nicht gehalten hatte. Ich denke er hatte immer einen besseren Draht zu ihr als zu mir. Auch das angespannte Verhältnis was ich mit deiner Großmutter habe förderte es nicht wirklich“, erklärte sie und sie schien für einen Moment abwesend zu sein. „Wie ich dir ja sagte, ich machte viele Fehler. Als K’Lupa in das klingonische Reich zurückkehrte und ich Ian mitnehmen sollte, war es der Anfang vom Ende. Ich denke das war der Punkt, wo ich ihn verloren hatte. Das war vor 13 Jahren. Ich kehrte dann in die Föderation zurück und bekam das Kommando über die Fenrir. Ich versprach, dass ich mir Zeit nehmen würde, doch ich konnte es nicht einhalten, damit hatte ich wohl meinen Sohn langsam verloren“, gab sie zu und Jaesa konnte heraushören, dass sie es bereute. Sie lehnte sich zurück und Lexa lehnte unbewusst den Arm um ihre Tochter. „Mutter des Jahres wurde ich also nicht“, sagte sie und lächelte bitter. „Bist du nun enttäuscht?“, wollte Lexa schließlich wissen.
„Du kennst das Verhältnis was ich mit… Johanna hatte. Gegen sie ist jeder eine gute Mutter. Sicher du hast Fehler gemacht, aber du bist auch keine Maschine. Ich weiß selbst, dass es nicht leicht ist, wenn man Captain ist. Sicher du hättest es ihn vielleicht nicht versprechen sollen, aber du hast es versucht, genau wie du versucht hast mich zu schützen“, sagte sie und es schien das es beiden gerade gut tat ehrlich über alles zu reden. „Da ist noch was“, begann sie, doch sie wusste nicht, wie sie es sagen konnte. Jaesa ließ ihr einen Moment, da sie sie nicht drängen wollte.
Sie sah zu ihrer Tochter. Sie atmete tief durch und trank einen weiteren Schluck. Sie wollte es eigentlich nicht sagen, doch wenn sie alles richtig machen wollte, blieb ihr keine Wahl. „Der Ritus…“, begann sie. „Ich hatte ihn gewählt, um ein Zeichen zu setzen, aber zu dem Ritus gehört noch etwas, was du nicht weißt. Ich glaube selbst deine Großmutter war überrascht, wie weit ich ging… um die Wahrheit zu sagen, brachte mich Vater auf die Idee“, sprach sie weiter und sah ihre Tochter an. Sie Griff nach ihrer Kette, die ihr Vater beiden gegeben hatte und lächelte. „Dreh sie um“, schob sie noch nach und Jaesa machte es langsam. „Verbunden durch den heiligen Schwur? Was bedeutet das?“, fragte Jaesa schließlich.
Erneut lächelte sie. „Das ich den Schwur bei Rixx ablegte, dass ich dich schützen werde… Um jeden Preis! Deswegen nahm ich das Angebot vom Admiral an… Der Ritus von Katarr hat ihn schließlich besiegelt. Die Kette ist ein Symbol, die von Vater angelegt werden musste“, gestand sie ihr und griff nach ihrer Hand. „Ich bin daran gebunden, Kleines… Bis in den Tod…“
Ende von Teil 1
Farbliche Legende
Lexa
Jaesa