Fremdes Schiff
Unheimlich und kalt. Das waren die zwei Gefühle, die Philine jetzt schon eine Weile plagten. Sie versuchte sich zu konzentrieren, aber immer wieder verfing sie sich in diesen Emotionen. Sie saß jetzt schon wie lange alleine im Cockpit des fremden Schiffs und versuchte irgendwie Zugriff auf den Computer zu bekommen? Vermutlich nur eine Stunde. Doch immer wieder überkam sie diese Vorstellung, dass dieser fremde Eindringling - oder ein anderer wie er - sie von hinten am Hals packte und ihr die Luft abdrückte. Wieder blickte sie sich um, ob nicht doch jemand hinter ihr Stand und ihr auflauerte. Doch dort war niemand. Die Person, die hier auf diesem Schiff gelebt hatte, lag nun tot auf der Osiris.
Sie hatte noch nie erlebt, dass jemand vor ihren Augen gestorben war. Noch viel mehr, dass sie die Person dabei berührt hatte. Philine hatte spüren können, wie das Lebenslicht in dem Fremden verlosch. Wie eine Flamme, die immer kleiner wurde, immer weniger Licht spendete, und vom einen auf den anderen Moment verschwand. Das Gefühl selber war überraschend nüchtern gewesen. Aber die Erkenntnis, dass diese Person gerade ihren letzten Atemzug getan hatte, war es nicht. Immerhin war er von ihrer Tortur erlöst worden. Tabun hätte ihn bestimmt irgendwann umgebracht. Und Adrian hätte ihn vielleicht angefeuert.
Es wirkte irgendwie absurd auf Philine, dass Adrian nun von Tabun so schockiert war, dass er bereit war physische Gewalt zu zeigen. Was hatte sie denn gedacht wer er war? War sie die letzten Stunden, Tage nicht an Bord gewesen? Aber vielleicht hatte Philine hier auch einfach nur einen Vorsprung. Tabun war Orioner. Kein Terraner. Kein Betazoid. Nicht mit der Föderation verbunden. Er redete nicht, sondern schaffte Ergebnisse - mit den Mitteln, die er hatte. Kein Ritter in strahlender Rüstung. Aber er passte auf sie auf. Auf sie beide. Zumindest bis jetzt.
Ein Blinken auf ihrem Padd riss Philine aus ihren treibenden Gedanken. Eine Nachricht war von der Brücke auf ihr Padd gekommen. Sie lautete "Testnachricht". Nachdem Tabun sie geweckt hatte, hatte er sie angewiesen für eine Möglichkeit zu sorgen sich auf dem Schiff zu benachrichtigen. Undzwar in der nächsten halben Stunde. Daher hatte sie kurzerhand einen zentralen Kanal eingerichtet, in welchen man von allen bereits an das Netzwerk angeschlossenen Stationen Texte schicken konnte.
Philine schmunzelte und tippte zurück: 'Philine: Test Erfolgreich.'
Es fühlte sich irgendwie retro an. Wie die Anfänge der Computertechnik vor hunderten von Jahren. Ihr gefiel es.