[ich steig nochmals etwas früher ein]
Lucas betrat die Vengeance durch die Luftschleuse auf Deck 2. Die Korridore sahen noch genauso aus, wie vor einigen Wochen, als er das Schiff verlassen hatte. Kabel hingen von der Decke, Wandpanele lagen auf dem Boden, Wände und Fußboden waren durch gerissene EPS-Leitungen verkohlt. Kurze Zeit später hatte er auch sein Quartier erreicht. Die Tür reagierte nicht, Lucas musste sie also manuell aufhebeln. Im Quartier waren die meisten Regale umgefallen. Der Denobulaner holte sich einen der Frachtcontainer, welche auf dem Gang bereit standen und verstaute seine Kleidung und die diversen Mitbringsel von Außenmissionen darin. Nach einer halben Stunde hatte er alles leer geräumt und den Container versiegelt. Zu guter letzt aktivierte er noch den Transponder des Containers, sodass das Werftpersonal wusste, dass es noch etwas abzuholen gab. Seine notwendigsten Sachen hatte er hingegen in einer Tasche verstaut, die er sich nun umhängte. Stillschweigend verließ er das Quartier und begab sich zum Turbolift.
"Brücke.", sagte er leise, woraufhin sich der Turbolift in Bewegung setzte und gleich auch wieder stoppte.
Die Beleuchtung auf der Brücke war auf das Notwendigste reduziert, dennoch konnte er erkennen, dass sich auch hier nicht viel seit der Schlacht von Kisuma verändert hatte. Nachdem er kurz gestoppt hatte, begab er sich nun geradewegs zu seinem Bereitschaftsraum - schließlich gab es da noch etwas zu holen. Als er diesen jedoch betreten hatte, sah er auf seinem Schreibtisch nur einen kleinen leeren Ständer. Sollten ihn wirklich die Ingenieure der Werft beklaut haben? Nein, das konnte nicht sein. Lucas bückte sich und blickte unter den Schreibtisch. Da sah er ihn in einer Ecke liegen. Lucas hob den schwarzen Baseball auf und bließ den Staub von der Lederhaut. Nun hatte er alles beisamen und betrat wieder die Brücke. Viel hatte sein Schiff von dem einstigen Glanz verloren. Als wäre es gestern gewesen, konnte er sich noch erinnern, wie er die Vengeance zum ersten Mal sah. Gerade einmal sechs Jahre war es her, als sie an Bord der Farragut in Utopia Planitia eintrafen und in den großen Docks der Spaceframe der Independence, die Enterprise, die Sovereign, und seine Vengeance lagen. Und jene Sovereign würde nun also sein künftiges Zuhause werden. Jenes Schiff, welches der Vengeance schon mehr als einmal aus der Klemme geholfen hatte.
So schließt sich dann wohl der Kreis, dachte er, als er zum letzten Mal im Sessel in der Mitte Platz nahm und durch den Hauptschirm auf das geschäftige Treiben in den Antares-Werften blickte. Auf den ersten Blick erkannte er die Spector und die MacDiarmid, welche die Schlacht anscheinend besser überstanden hatten und äußerlich schon wieder recht gut aussahen. Dennoch konnte er sich nicht beklagen. Die Vengeance hatte ihn und einen Großteil seiner Crew durch die Schlacht gebracht. Fünfzehn andere Sternenflottenschiffe hatten den zerstörerischen Kräften nicht stand gehalten, über 3000 Offiziere waren an diesem Tag gefallen. Dankbar strich er über die Armlehne seines Stuhls, als würde er ein Haustier streicheln.
In dem Moment hörte er die Turbolifttüren hinter ihm zischen...