Hügel nahe Yeserp, [wiki='Yu'][/wiki]
Die sonore und allseits bekannte Stimme von Ltjg. Phil Wenneck erklang über den vom sattgrünen Gras gefärbten Hügel, von dem aus man einen guten Ausblick über die Hauptstadt der Yuzang, Yeserp, hatte. Die runden Kuppeldächer der Stadt schimmerten im rot-orangen Licht einer langsam untergehenden Abendsonne und ein sanfter, frischer Nachtwind ließ die Spitzen des Grases leicht erzittern. Die grauen Haare von Phil zeugten von seiner Erfahrung und auch die väterlichen Falten, die sich in sein Gesicht gruben, waren heute tiefer als sonst. Er sah in hunderte Augenpaare, die von ihm erwarteten, die richtigen Worte zu finden. Eine unmögliche Aufgabe, auch wenn der Ingenieur wusste, dass es ihm niemand übel nehmen würde, würde er scheitern. Er setzte an, holte noch einmal Luft, brach ab und versuchte es erneut:
"Als ich ein junger Mann war, hatte ich Freiheit. Aber ich sah sie nicht. Ich hatte Zeit. Aber ich wusste es nicht. Ich hatte Liebe. Aber ich habe sie nicht gefühlt.", begann er aufrechten Blickes und versuchte, den Augenpaaren aller Angehörigen der Sternenflotte standzuhalten. Es gelang ihm nur schwerlich.
"Jeder von uns kann in Erfüllung seiner Pflichten fallen. Wir wissen das. Wenn wir diese Möglichkeit in Betracht ziehen und unsere Unterschrift bei der Verpflichtung setzen, wissen wir es. Aber was das heißt, erfahren wir erst an einem Tag wie dem Heutigen. Nur wenn uns unsere Freunde und Geliebten genommen werden, erfahren wir den Schmerz. Und erst dann verstehen wir, was das heißt."
Phil sah einige der höherrangigen Breen in den Reihen der Flottenangehörigen. Die Breen hatten ihre Toten bereits auf einem anderen Hügel bei einer rituellen Verbrennung bestattet. Kurz rief sich der Offizier die Bilder ins Gedächtnis, wie die Toten der Breen von den Flammen langsam aufgezehrt wurden, ehe man ihre Asche in den Wind verstreute. Man hatte nicht viele Leichen gefunden. Auf keiner Seite.
"Wir müssen uns gewahr sein, dass 468 Leben abrupt geendet haben. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass ihr Opfer Millionen Yuzang gerettet hat. Ein Vulkanier sähe keinen Grund dafür, dass wir heute hier stehen.", versuchte Phil weniger grantig zu bemerken. Er erntete einige wenige Lacher.
"Es wird neue Generationen geben, Millionen von Leben werden leben weil getan wurde, was getan wurde.", setzte er erneut an. "Es ...", wieder versagte ihm die Stimme. Er hatte einen Kommunikator in der Hand. Auf diesem waren die Namen aller 468 Gefallenen eingraviert. Phil legte ihn in recht Handfläche. Der Kommunikator fühlte sich warm an. Ohne zu zögern warf er den Kommunikator in ein kleines Erdloch, das ausgehoben worden war. Er hatte keine Worte mehr für das, was er sagen wollte. Und er hoffte, jeder würde es verstehen. Jemand legte ihm eine Hand auf die Schulter und zog ihn zu sich. Phil wusste, dass es seine Frau Jade war. Nur sie war fähig, ein so miserables Parfüm zu wählen. Er brauchte sie keinen Moment anzusehen um zu wissen, was sie ihm sagen wollte. Also umarmte sie ihn einfach nur.
* * *
Der Erste Offizier stand vor einer Holographischen Darstellung des Planeten in der Mitte der Brücke. Anders als die Schiffe der Sternenflotte war die Brücke kein Raum sondern eher eine Halle. In die Mitte wurden die Darstellungen projiziert, an den Rändern der Halle und an Konsolen inmitten von ihr konnten die Breen arbeiten. Lediglich ein einzelner Sessel vor den Holographien war dem Kommandanten gewidmet. Seine Absenz war offensichtlich. Der Visor des Helms spiegelte das orangen glimmende Hologramm wieder und einige Anzeigen von Verteidigungsanlagen sowie deren taktische Analyse wurde in kryptischen Breen-Zeichen dargestellt.
Der Kommandant der Breen trat ein. Grath Torn war unter dem Samunen Orun Sun der Erste Offizier gewesen und durch den Tod des Fremdlings war er nun befördert worden. Ein Umstand, dessen sich Torn durchaus freudig bewusst war. Sein Erster Offizier trat beiseite: "Was werden wir den Thot sagen?"
"Die Lügen des Samunen vernebeln nicht länger unsere Sicht. Wir reisen heim. Sendet der Sternenflotte die Habseligkeiten des Orun, sollen sie damit tun, was sie für richtig halten. Ich werde diesen Abschaum nicht länger auf unserem Schiff dulden."
"Werden die Thot nicht erbost sein, dass wir kein gekapertes Schiff mit uns führen?"
Grath Torn wandte den Blick zu seinem Ersten Offizier: "Die Yuzang vertrauen uns nun. Es ist ein brüchiges Vertrauen, aber es ist da. Wir sollten nicht leichtfertig damit umgehen.", ein Breen aus dem Hintergrund meldete: "Habseligkeiten aus dem Quartier des Samunen gesendet. Sie bedanken sich."
Grath Torn antwortete mit einem verächtlichen Wortlaut, der unmöglich wiedergegeben werden kann: "Die Notizen eines Verräters ... Nur zu uns gekommen, um seine Trophäen zu sammeln.", dann setzte sich Grath Torn auf den Sessel des Kommandanten, das Material schmiegte sich seiner Form an. Dazu die Medaille der Yuzang in seiner Hand. Herrlich.
"Kurs setzen. Nach Hause."
* * *