Luna, Erdmond
Luna wurde in den 2060er Jahren erstmals von Menschen besiedelt. Größere Mondkolonien sind u.a. New Berlin und die Luna-1-Kolonie. Schlüsselindustrien von Luna sind Berg- und Schiffsbau.
Luna, Erdmond
Luna wurde in den 2060er Jahren erstmals von Menschen besiedelt. Größere Mondkolonien sind u.a. New Berlin und die Luna-1-Kolonie. Schlüsselindustrien von Luna sind Berg- und Schiffsbau.
29. Juni 2155
New Berlin | Luna | Erde | Sol-System
SpacePort von New Berlin
Vermütlich würde er seine Heimat für lange lange Zeit nicht mehr betreten. Alec trat aus dem Shuttle, das ihn, zusammen mit rund vier Dutzend weiteren Passagieren, von San Francisco nach New Berlin gebracht hatte. Er war hier, um in seinem Elternhaus seine persönlichen Sachen einzulagern. In wenigen Wochen würde er auf einem Schiff der Sternenflotte anheuern und würde dafür von seinem Wohnheimzimmer auf dem Campus der Sternenflottenakadmie in ein kleines Zimmer in der Innenstadt von San Francisco umziehen.
Viel würde er nicht mit aufs Schiff nehmen können. Allenfalls eine Tasche mit persönlichen Dingen. Den Rest wollte er hier auf Luna deponieren. Bepackt mit zwei Koffern und einem Seesack marschierte er den gläsernen Verbindungstunnel vom Gate zum Terminal des SpacePort entlang. Dort würde er die Magnetschwebebahn in das Zentrum der New Berlin-Kolonie nehmen. Etwa 15 Minuten später saß er in einer Sitzschale im Zug und blickte aus dem Fenster hinaus in die graue Mondlandschaft. Im Vordergrund waren die New Berlin-Werften zu sehen. Hier wurden Frachtschiffe für den Earth Cargo Service, der Handelsflotte der Erde, produziert. Während seiner Ausbildung als Mechaniker hatte er an vielen Schiffen der J- und Y-Klasse mitgebaut. Der Job war knochenhart, aber erfüllend. Und zudem eine gute Vorbereitung auf die Technikkurse an der Sternenflottenakademie.
Alec bemerkte abschätzige Blicke. Er trug seine Sternenflottenuniform und sein Ensign-Rangabzeichen, nicht ohne einen gewissen Stolz. Die Bevölkerung des Mondes gehörte sicher nicht zu den tolerantesten und aufgeschlossensten Gruppen im Sonnensystem. Viele xenophobe Gruppierungen stießen auf dem Mond auf fruchtbaren Boden. In gewisser Weise konnte Alec das nachvollziehen. Die Mondbevölkerung wurde von den Erdlingen immer etwas abschätzig behandelt. Lunar Schooner galten in der Schickeria der großen Städte der Erde wie San Francisco, London oder Paris wenig. Mit seiner Uniform war Alec nun Teil des sogenannten Establishments, trotz seiner Herkunft. Die Sternenflotte war die Sperrspitze der Expansion der Menschheit über die Grenzen des Sonnensystems hinaus. Sie war dezidiert Alien und Fremdweltern gegenüber offen, lud sie gar als Führungsoffiziere auf ihre Schiffe ein. Alec hatte in seinem Leben nie einen Unterschied zwischen Menschen oder Nicht-Menschen gemacht. Gleichwohl, wie er zugeben musste, auf Luna selten Nicht-Menschen begegnet war. Erst auf der Akadmie hatte er engeren Kontakt zu Nicht-Menschen gehabt. Ob Gastdozenten von Denobula oder Vulkan an der Akademie oder Austauschstudenten von Rigel oder Coridan, die am Intergalaktischen Austauschprogramm teilnahmen. Alec gefiel das kosmopolitische. Er konnte es kaum erwarten neue Welten und fremde Galaxien zu bereisen, die nie ein Mensch zu vor gesehen hatte.
23. Juli 2155
New Berlin | Luna | Erde | Sol-System
Max Q-Bar
Der letzte Abend in der Heimat. Morgen um 0900 hatte er sich im Personalamt des Sternenflottenkommandos in San Francisco auf der Erde zu melden. Dort würde er letzte Tests und Trainingseinheiten absolvieren, bevor es auf die Pioneer und damit in die Tiefen des Raumes gehen würde. Er saß mit einigen Freunden von früher an einem Tisch am großen Fenster des Max Q. Von hier aus hatten sie einen guten Blick über New Berlin. Die vielen Lichter, das geschäftige An- und Ablegen von Raumschiffen. Das Max Q war die Stammkneipe von früher. Hier traf er sich regelmäßig mit seinen Mechanikerkollegen auf ein oder zwei, manchmal auch auf drei oder vier, Feierabendbiere.
Seine Sternenflottenuniform trug Alec nicht. Wohl aber unter seiner braunen Lederjacke ein Shirt der Sternenflottenakademie und an seiner Krempe ein Abzeichen des Ingenieurscorps der Sternenflotte. Er wollte, dass alle im Raum wussten, dass er zur Sternenflotte gehörte. Jener gefühlt Lichtjahre entfernten Organisation, mit der der einfache Arbeite auf Luna nichts zu tun hatte. Ja, nichts zu tun haben wollte. Hier auf Luna war man lieber unter sich. Fremde, Außerirdische sowieso, fielen hier oben sofort auf. Nur wenige Außerirdische verirrten sich auf den irdischen Mond. Noch weniger arbeiteten hier. Schillernde Partys in den außerirdischen Botschaften oder hochwichtige Friedenskonferenzen zwischen Andorianern und Tellariten auf fremden Welten. Auf Luna bekam man davon allenfalls am Rande mit. In den Nachrichten.
Deswegen gab Alec sich als Sternenflottenoffizier zu erkennen. Er war stolz auf seine Uniform und das, was er erreicht hatte. Dafür nahm er es gerne hin, dass er von betrunkenen Dockarbeitern angepöbelt wurde. Die Sternenflotte war auf Luna nicht gut gelitten. Schon immer war Luna ein Hort von Xenophobie. Angeblich stand seit Jahren in vulkanischen Reiseführern, den irdischen Mond nur in Begleitung betreten. Mit der Terra Prime-Krise gelangte dieser Aspekt der lunaren Kultur unschönerweise in die Schlagzeilen. Immer öfter führten die Behörden Razzien gegen bekannte Terra Prime-Aktivisten durch.
Doch für heute wollte Alec diese finsteren Gedanken von sich lassen. Er wollte feiern. Das Leben, die Vergangenheit und die Zukunft. Alec gab der bildhübschen Barkeeperin ein Zeichen und sie brachte prompt eine Runde Scotch für Alec und seine sechs Freunde. Er stand auf, hob sein Glas und brachte einen Toast aus: "Auf den Weltraum. Unendliche Weiten. Tausende von unbewohnten Welten Planeten in greifbarer Nähe. Diese Welten werden erforscht werden können. Neues Leben und neue Zivilisationen. In Galaxien, wo noch kein Mensch zuvor gewesen ist. Cheers!"