Zeit der Handlung: Montag, der 13. März 2389 - Sternzeit: 66197,86
Ort der Handlung: [wiki='Endlager Dorlife']Asteroidenendlager Dorlife[/wiki]
Protagonisten: Efos, Techniker von [wiki='Liaveo Natur A.S.'][/wiki]
Es versprach, ein Tag wie jeder andere zu werden, als Efos die Schleuse zum Endlager Dorlife durchschritt, zusammen mit vier weiteren Talarianern, allesamt Techniker und Angestellte von Liaveo Natur A.S., ihrem gemeinsamen Arbeitgeber. Die Computer registrierten ihre Anwesenheit, begannen ihre kommenden Arbeitsstunden zu zählen, während die Chronometer der Schichtarbeiter zuvor stoppten. Kurz darauf verließ das Shuttle den Asteroiden wieder und nahm Kurs in Richtung [wiki='Tohoka IV'][/wiki], wo die meisten der insgesamt 15 Mitarbeiter des Endlagers ihr Zuhause hatten. Nach Verlassen des Asteroidenfeldes ein Flug von nur wenigen Minuten.
Die Schaltzentrale, in der Efos nun saß, vor sich ein ausladendes Kontrollfeld mit zahlreichen Bildschirmen und Messskalen, lag fast in der Mitte des ausgehöhlten Asteroiden, durch einen langen Korridor mit dem Schleusenbereich verbunden. Hinter einer schmalen Tür, die ein schabendes Geräusch von sich gab, wenn man hindurch schritt, verbarg sich eine Küche mit Aufenthaltsraum für die Pausen. Meist war diese häufiger frequentiert als die Schaltzentrale selbst. Hier machten Computer ihre Arbeit, selbstständig, sie brauchten kaum jemanden, der sie überwachte. Dass sie zu fünft hier saßen, jeden Tag, war vor allem den Dienstvorschriften zu verdanken. Indes, Vorschriften waren wichtig, sie waren bedeutsam, das wusste Efos, wie alle anderen Talarianer.
Der Blick des Mannes um die 50 Jahre - nach terranischen Maßstäben gerechnet - fiel auf einen Bildschirm, der eine Kameraaufnahme aus einem der breiten Zugangskorridore zu den Lagerräumen zeigte. Gern, sein Kollege, mit welchem er vor knapp zwei Jahre seinen Dienst im Endlager angetreten war, war gerade auf seinem üblichen Kontrollgang, in der Hand einen veralteten, aber nichtsdestotrotz effektiven Tricorder, der die Strahlungswerte maß. [wiki='Epsilonstrahlung'][/wiki], hunderte Tonnen kontaminierten Materials war hier untergebracht, versiegelt in Tanks und Containern, die sich in manchen Kammern bis zur Decke stapelten. Irgendwann würde man ein zweites Lager bauen müssen. Dieses hier bot noch Platz für die nächsten fünf, vielleicht sechs Jahre, wie Efos schätzte.
Eine Bewegung auf dem Bildschirm zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Gern hatte den Kontrollgang beendet und hob die Hand gen der Kamera, kreuzte zwei Finger - das Zeichen, dass alles in Ordnung war. Wie hätte es auch anders sein sollen? Efos mochte diese Kontrollgänge nicht und versuchte, sich so oft wie möglich davor zu drücken, aber auch dies war eine Vorschrift, welche exakt einzuhalten war. Sich zwischen den Tanks und Containern zu bewegen, verlieh einem ein mulmiges Gefühl, wissend, was sich darin befand. Auch wenn man es weder riechen noch schmecken oder sehen konnte, es war absolut tödlich. "Gern meldet, keine Auffälligkeiten im Sektor 1", teilte Efos dem Schichtleiter mit, einem stämmigen Talarianer namens Adres. Dieser gab ein unwilliges Schnauben von sich und erwiderte nur eine Geste der Zustimmung. "Verstanden, weitermachen."
Gern war wieder aus dem Blickfeld der Kamera verschwunden. Efos lehnte sich zurück in seinem Stuhl und rief die Anzeige der Systemüberprüfung auf. Der Computer meldete keine Fehler, alles funktionierte innerhalb normaler Parameter. Nur die Skalen, welche an Messsonden innerhalb der Container angeschlossen waren, glühten rot. Die Epsilonstrahlung war dort so stark, dass organisches Leben innerhalb von Minuten sterben würde, wenn nicht noch schneller. Efos wusste, er würde nie sehen, wie sich eine der Skalen senken würde. Der Inhalt der Kammern würde auch noch strahlen, wenn seine Urenkel bereits Kinder hatten.
Ein heller Ton holte ihn aus seinen Überlegungen. Er kannte das Geräusch: Annäherungsalarm. Ein Asteroid im System näherte sich Dorlife, die Traktorstrahlen würden ihn beiseite schieben. Das Geräusch sollte jede Sekunde verstummen, doch das tat es nicht. Stattdessen wurde es lauter, eindringlicher. Efos runzelte die knochige Stirn und schaltete auf Außenansicht um, nur um die Augen aufzureißen. Das Asteroidenfeld raste auf sie zu. Wo vormals das friedliche Bild langsam dahintreibender Gesteinsbrocken zu sehen gewesen war, herrschte nun das pure Chaos. Gewaltige Brocken kollidierten miteinander, zerrissen sich gegenseitig, trieben wieder auseinander und trafen weitere Asteroiden. Eine Kettenreaktion, die unweigerlich auf Dorlife zuraste. Der Traktorstrahl schaltete sich ein, doch der schmale blaue Strahl mutete gegen die Masse der Gesteinstrümmer geradezu lächerlich an. "Kollisionsalarm!" hörte Efos sich selbst rufen und er hieb auf die Konsole, um die schweren Panzerschotten der Kammern zu schließen, wissend, dass er Gern damit einschloss. Aber dies war keine Übung.
Adres war von seinem Stuhl gesprungen und zu Efos gehechtet, doch bevor er ihn erreichte, schlugen bereits die ersten Asteroiden auf Dorlife ein. Die Kommandozentrale wurde so heftig erschüttert, dass es die Techniker von den Beinen riss und sie quer durch den Raum schleuderte. Und es nahm kein Ende. Einem Bombardement gleich prasselten Steine verschiedenster Größe auf das Endlager ein, das Kreischen überlasteten Stahls erfüllte die Luft, das Knacken von brechendem Stein folgte, schließlich fiel die Beleuchtung aus, die Konsole lief unter Notstrom. Fassungslos und von Panik erfüllt, starrte Efos weiter auf den Bildschirm. In einer kleinen Ecke davon spuckte der Computer mit einem Mal eine Analyse der Situation aus und zeigte einen Kometen, der in das Asteroidenfeld eingeschlagen war und dieses zur Kettenreaktion miteinander kollidierender Asteroiden getrieben hatte. =/\= Evakuierung wird empfohlen =/\= , verkündete die raue, männliche Stimme der Maschine.
Doch Efos wusste, es war zu spät. Er hatte sich etwas gebrochen, das spürte er. Funken regneten von der Decke und ein Riss begann sich quer durch die Zentrale zu ziehen. Es war nur noch eine Frage der Zeit. Gerns Stimme hallte mit einem Mal aus seinem Kommunikator am Handgelenk. Sie war schrill: "Die Kammern sind gebrochen! Die Tanks haben Leck..." Weiter kam er nicht, da hörte Efos nur noch einen Schrei und das Zischen sich in das Vakuum entleerender Luft. Der Riss durch die Schaltzentrale wurde größer, das Duranium krachte und bog sich durch, Sand und Staub rieselte herein. Dann hörte Efos einen ohrenbetäubenden Schlag. Es war das Letzte, was er hören sollten, bevor er in Schwärze versank.